Digitale Nomaden: Unser How-to-Guide
Digitale Nomaden: Unser How-to-Guide
Wie Du ja bereits weißt, interessieren wir uns schon länger für digitales Nomadentum und haben nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, dies auszuprobieren. Obwohl auch wir in vielerlei Hinsicht maßgeblich von der Krise betroffen sind, können wir ihr auch etwas Gutes abgewinnen. Wegen Kurzarbeit, Mobile-Office und der wieder offenen Grenzen haben wir jetzt die Möglichkeit von unterwegs zu arbeiten.
Das zwei Personen gleichzeitig länger unterwegs sein können, z. B. dadurch, dass Sie beide eine Auszeit zwischen einem Jobwechsel haben, ergibt sich nur äußerst selten und fast nie ohne erhebliches Risiko. Wir sind daher unglaublich dankbar, diese Möglichkeit zu haben und mit Dir teilen zu dürfen. In den nächsten Wochen teilen wir mit Dir unserer Erfahrungen und beginnen heute mit dem Set-up für digitales Nomadentum.
Fixkosten Zuhause
Unabhängig davon, wohin es dich verschlägt solltest du versuchen deine Kosten daheim, während Deiner Abwesenheit auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei denken wir z. B. an die Miete, (Kfz-)Versicherungen, Abos etc. Alles, was du hier stilllegen, beenden, weiterverkaufen, usw. kannst, hilft. Beachte, dass einiges davon doch etliche Vorlaufzeit benötigt.
Mittlerweile wissen wir auch, dass man seine Post unterwegs digital lesen kann. Die Post wird an einer zentralen Stelle gescannt / geöffnet und dir per E-Mail zugeschickt. Die physische Post geht dann an eine Wunschadresse oder ein Postfach.
Reisen und Unterkunft
Als Erstes solltest du dir überlegen, wie du unterwegs sein willst bzw. wo und wie du wohnen möchtest. Viele verschlägt es nach Südamerika oder Südostasien. Hierbei sind die Flugkosten zwar ganz erheblich, allerdings kann man vor Ort günstig in Hotels/Hostels wohnen und auch reisen. Aufgrund der aktuellen Situation und unserem Begleiter auf vier Pfoten, haben wir uns für eine andere Option entschieden – wir bleiben in Europa und reisen im Camper.
Der neue Aufenthaltsort ist der nächste große Kostenpunkt. Hierbei solltest du dir die Frage stellen, wo du hinwillst und wie du dort wohnen möchtest. In Norwegen, der Schweiz oder Singapur bringt dich dein Geld weniger weit als z. B. in Vietnam, Portugal oder Rumänien. Genauso sparst du dir auf Campingplätzen, beim Couchsurfen oder in Hostels mehr Geld als im 5-Sterne Hotel.
In Letzterem lässt es sich im Normalfall aber eben auch leichter arbeiten, was auch bedacht werden muss. Natürlich gibt es mit Coworking Spaces auch immer die Möglichkeit eines Kompromisses. Wir befinden uns mit unserer Lösung sowohl bei den Kosten, als auch der Ausstattung ziemlich genau im Mittelfeld. Wir haben uns für einen Camper und Italien als Startland entschieden.
Campervan
Nachdem wir uns entschieden haben, dass wir mit einem Bus in den Süden wollen, dachten wir, dass die großen Entscheidungsfragen hinter uns liegen – falsch! Die Möglichkeiten an einen Bus zu kommen sind so zahlreich, dass wir fast einen Monat gebraucht haben alle Optionen abzuwägen. Diese waren bei uns:
Einen Bus zu kaufen und diesen nach unserer Reise
– Wieder zu verkaufen
– Zu behalten und zu vermieten
Diese Option hat uns bei Weitem die meiste Zeit geraubt. Kaufen wir einen neuen Bus und vermeiden damit gleich zu Beginn die Konfrontation mit etwaigen Reparaturen? Kaufen wir einen Gebrauchten und sparen damit etwas Geld? Leasen wir einen neuen? Und unabhängig davon welchen und mit was für einer Ausstattung? Brauchen wir wirkliche eine Standheizung? Was bringt uns eine Pkw, Lkw oder Wohnmobilzulassung. Kaufen wir einen bereits umgebauten Van oder machen wir das einfach selber? Wie schwierig kann das schon sein, richtig? Da gibts doch ohnehin fertige build-it yourself Sets für die gängigsten Modelle.
Aber was darf man legal selber umbauen und wie teuer ist es, wenn man aus Versehen etwas falsch macht oder interpretiert? Darf man überhaupt irgendwas legal selber umbauen? Wenn ich bei einem Van mit Lkw-Zulassung ein Fenster hinten einbaue, muss ich den dann ummelden? Na ja, wir müssen beim Vergleichen jetzt ja nur beachten was ein Umbau, Ummeldung, Überstellung, mögliche Reparaturen, TÜV usw. uns an Zeit und Geld kosten würde und was das für den Wiederverkaufswert bedeutet… einfach, oder? Genau. Und wenn Du dann einen hast der Dir von der Ausstattung und vom Preis her gefällt kommst Du drauf, dass es wieder das Baujahr mit dem anfälligen Motor ist.
Oder es erinnert dich jemand daran, dass eine eingetragene, erhöhte Anhängelast bedeutet, dass vermutlich extrem schwere Anhänger gezogen wurden und der Bus entsprechend belastet wurde. Ach ja, und die gelben mit den niedrigen Kilometerständen haben sicher nur Stop-and-go Nutzung und damit … Genug! Wir wollen ja eigentlich dieses Jahr noch weg. Es muss eine andere Lösung geben. Also, weiter zur nächsten Option.
Camper mieten
Fertig ausgestattete Camper gibt es natürlich zu mieten. Diverse Unternehmen haben hier wirklich tolle Exemplare die sich perfekt für unser Vorhaben eignen und bietet auch gleich die entsprechende Versicherung dafür. Einziges Problem ist der Preis. Für einen Urlaub zwar ideal aber für längere Vorhaben doch leider außerhalb unserer Preisklasse… zumindest wenn wir mit on the road arbeiten nicht ins Minus kommen wollen. Damit kommen wir nun auch zu unserer letzten Option.
Auto Abo nutzen
Auto-Abos erlauben Dir neue, bzw. so gut wie neue, Autos direkt von den Autohäusern für längere Zeiträume zu mieten. Da der Teil schneller abgearbeitet ist, fangen wir mit den Nachteilen an. Meiner Meinung nach besteht dieser Teil aus lediglich einem Punkt. Im Vergleich zum Leasing, dass dir in der ungefähr gleichen Preisklasse angeboten wird, bleibt das Auto immer im Besitz des Anbieters während es beim Leasing irgendwann dann dir gehört.
Die Vorteile stehen aber klar im Vordergrund. Während Du dein Leasingfahrzeug selber versichern, warten und ganzjährig behalten musst, kommt dein Auto-Abo mit Versicherung, Anlaufstellen und Kostenübernahme bei möglichen Reparaturen und Du kannst es verhältnismäßig flexibel wieder abgeben. Im letzten Punkt unterscheiden sich viele der Anbieter. Aber bevor wir dir unseren Favoriten nennen hier erst mal die Eckdaten der Abos:
Neue Fahrzeuge direkt von Autohäusern
Flexible Nutzung mit Kündigungsfristen zwischen 3-12 Monaten. Diesen Sommer einen Bus, im Winter eine 4×4 und nächsten Sommer ein Cabrio? Mit Auto-Abos kein Problem
Versicherungen: Die meisten Abos kommen mit integrierter Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung
Reparaturen und Wartung: Diese werden ebenfalls vom Abo-Anbieter bzw. dem bereitstellenden Autohaus übernommen
Abnutzung: Hier wird entweder genau nach gefahrenen km bzw. nach Paketen abgerechnet
Der Anbieter unserer Wahl ist nach langer Recherche und ja, es gibt tatsächlich viel mehr Auto-Abos als man meint, ViveLaCar geworden. Der Hauptgrund ist, dass bei vielen Anbietern ein Bus nicht unter 6 Wochen Wartezeit verfügbar war und wir hier unmittelbar 3 passende Fahrzeuge mit sofortiger Verfügbarkeit gefunden haben.
Ein weiterer, für uns extrem wichtiger Punkt, ist die Flexibilität. Bei ViveLaCar beträgt die Kündigungsfrist nämlich lediglich 3 Monate ab dem Kündigungstag – nicht dem Monatsende. Damit haben sie die kürzeste Frist aller, von uns verglichenen, Anbieter. Schlussendlich war auch der Preis mehr als in Ordnung. Wir zahlen für einen neuen T6 Caravelle mit langem Radstand und nur 20.000 km auf dem Buckel, neben der einmaligen Startgebühr von 279 €, insgesamt 750 € im Monat. Diese beinhalten das 1.250 km Paket sowie die Vollkasko-Versicherung mit maximalem Selbstbehalt von 750 €.
Wir haben hier außerdem die Möglichkeit, nicht genutzte Kilometer in den nächsten Monat mitzunehmen bzw. das Paket anzupassen, wenn sich herausstellen sollte, dass man doch mehr oder weniger als gedacht benötigt. Die bereits gefahrenen Kilometer lassen sich online einsehen und die Pakete können auch innerhalb der Kündigungsfrist noch angepasst werden. Dadurch das Bounty auch noch mit darf, war das für uns der absolute Gewinner.
Grundausstattung
An das Essenzielle haben wir natürlich gleich gedacht. Das ist einmal eine Matratze zum Schlafen, ein Pavillon und Campingstühle zum Ausbreiten und natürlich Verpflegung. Damit diese kalt bleibt, haben wir noch eine Kühltasche bzw. Kühlbox mit 12 V Zigarettenanzünderstecker dabei. Da diese recht viel Batterie benötigt und wir Sie nur bei laufendem Motor angesteckt haben versuchen wir unsere verderbliche Verpflegung täglich aufzubrauchen. Dann gibts noch ein portables Chemie-Klo – hier haben wir allerdings gemerkt, dass viele auch mit lediglich einem Spaten im Gepäck gut zurechtkommen. Mit dem und genügend Decken und Klamotten überlebt man dann doch eine ganze Weile.
Was wir von unserer Proberunde vor ein paar Wochen dann noch mitgenommen haben ist, dass wir unbedingt einen Schuko-Adapter inkl. Verlängerung und Mehrfachstecker für den Stromanschluss am Campingplatz benötigen. Und, ganz wichtig, einen Campingkocher für Kaffee und warme Speisen.
Arbeit & Entertainment
Das Wichtigste für uns und unsere Arbeit ist Strom und Internet. Also vor der Fahrt erst mal alle Geräte und Powerbanks aufladen. Außerdem, um unterwegs Daten zu sparen, daheim noch mal alle Netflix, Prime, etc. Filme, die man sehen will herunterladen, um diese Dienste offline zu nutzen. Das Gleiche gilt natürlich für deine Fitness-, Yoga-, Weiterbildungs-, etc.-, Videos da diese am meisten Daten benötigen.
Internet kannst Du entweder über WLAN am Campingplatz, Hotel, etc. beziehen oder z. B. via Hotspot über dein Handy. Hier ist zu beachten vorab ein adäquates Datenpaket zu buchen und zu checken, dass du auch wirklich im EU-weiten Roaming Bereich bist. Sollte sich dein Gerät z. B. automatisch in der Schweiz oder in Grenzgebieten in Schweizer Netze einwählen wirds teuer. Außerdem können Handy-Hotspots nur eine begrenzte Geschwindigkeit bereitstellen. Wenn Du also mit zu vielen Geräten gleichzeitig online gehst, wird es langsam. Außerdem haben wir mittlerweile schon ein paarmal gelesen, dass die Handyakkus erheblich unter der dauerhaften Nutzung als Hotspot leiden.
Mobiles WLAN
Eine andere Alternative ist der mobile Router mit SIM Karte bzw. eSIM. Hier gibt es unterschiedliche Aspekte zu beachten. Erst mal die Hardware. Es lohnt sich, abzuklären, mit wie vielen Geräten Du gleichzeitig online sein willst und was diese unbedingt schaffen müssen. Zoom bzw. Skype-Video Calls oder Netflix streamen benötigt erheblich mehr Bandbreite als ein paar WhatsApp Nachrichten oder E-Mails zu versenden. Der Preis bei den WLAN-Routern variiert ganz enorm. Es zahlt sich deshalb aus, diese Fragen vorher zu klären.
Danach geht es auch um den Preis und den Aufwand. Die verhältnismäßig günstigsten Deals gibt es via SIM-Karte vor Ort. Diese sind allerdings oft an eine Mindestvertragsdauer gekoppelt bzw. müssen auch im Shop vor Ort mit Personalausweis aufgesetzt werden. Eine Alternative ist ein Angebot mit eSIM. Mit einem solchen kannst Du dir die Datenpakete wie gewünscht, online via App auswählen. Diese Version erspart es dir außerdem, auch nach einiger Zeit eine Vielzahl an SIM-Karten aus den verschiedensten Ländern herumliegen zu haben.
Für unseren jetzigen Trip haben wir uns für einen Router und das Angebot von GlocalMe entschieden. Der Router hat Zugriff auf die eSIM Angebote von GlocalMe und bietet zudem die Option externe SIM-Karten einzulegen, wenn es vor Ort mal ein besseres Angebot gibt. Außerdem hat er noch zusätzliche Apps installiert, verfügt über ein großes Display sowie einen integrierten Übersetzer. Mit Hilfe der GlocalMe App haben wir die Möglichkeit Pakete für ein Land, eine Region (z. B. Europa) oder sogar für die weltweite Nutzung auszuwählen – ideal für jeden, der z. B. auf Weltreise geht. Die Daten kann man nach genutzter Datenmenge, fixiertem Guthaben bzw. Volumen oder täglich bei unbegrenztem Volumen abrechnen lassen.
Strom
Bezüglich Strom haben wir festgestellt, dass Powerbanken sowie der 12 V Anschluss im Auto zwar ausreichen, um unsere Mobiltelefone zu laden, aber für den Laptop einfach nicht genügen. Das heißt, wir nutzen im Moment jede Gelegenheit zum Aufladen und haben das erwähnte Camping-Stromkabel immer zur Hand. Beim Übernachten mit Park4Night bedeutet das, dass man auf alle Fälle eine geeignete Stromquelle in den Camper einbauen lässt. Oder bei jedem Restaurantbesuch nachfragt, ob man seinen Laptop anschließen darf.
Stopps und Unterkünfte
Ein Bus bietet die ideale Gelegenheit einfach mal an den Straßenrand zu fahren, dort zu nächtigen und gleichzeitig ein paar Euro an Übernachtungskosten zu sparen. Das ist eine Option, die Bussen oft ganz legal möglich gemacht wird, während Sie Campern mit Zelt verwehrt bleibt – ein Aspekt den viele bei der Auswahl Bus vs. Zelt oft nicht bedenken. Natürlich bietet ein x-beliebiger Straßenrand nun auch nicht den idyllischen Vanlife Flair, der einem vorschwebt, aber da gibt es Abhilfe. Die wohl bekannteste App, mit der auch wir unterwegs sind, ist Park4Night.
Hier können User Ihre Lieblingsstopps eintragen und andere diese, bislang als absolute Geheimtipps gehandelten, Übernachtungsmöglichkeiten ebenfalls für sich entdecken. Die App zeigt dir, wo Du legal parken kannst, wo dies nur unter Tags möglich ist und wo auch über Nacht. So findest du kostenpflichtige als auch kostenlose Plätze, Plätze bei Privatpersonen, von Natur umgebene Plätze sowie die jeweilige Ausstattung (Strom, Duschen, Toiletten, etc.).
Die einzelnen Stopps werden dann von den Usern die diese besucht haben bewertet bzw. mit Kommentaren versehen. Kommentare beinhalten Infos bezüglich Abweichungen in der Beschreibung, allgemeiner Zustand, Umgebung und vieles mehr. Die Pro-Version der App ist kostenpflichtig und bietet einige praktische Features wie z. B. Filter. Wir sind bislang mit der gratis Version unterwegs und haben schon den einen oder anderen Platz gefunden. Ein weiteres Highlight ist dann natürlich auch der Austausch mit anderen Reisenden, die sich ebenfalls auf den Weg zu einem dieser versteckten und oft entlegenen Plätze gemacht haben.
Der Nachteil: Bei diesen Plätzen ist für Busse ohne zusätzlicher Batterie, Solarzelle etc. der Zugang zu Strom bzw. manchmal auch die begrenzte Netzverbindung eher schlecht. Sollten unsere Batterien, Powerbanks dann wieder mal aufgebraucht sein, gehts für uns entweder auf einen Campingplatz oder, wenn wir es uns ganz gut gehen lassen wollen, in ein Hotel. Nach unserem Aufenthalt im 25hours Hotel in Zürich zum Beispiel waren dann neben unserer Laptop-Akkus auch unsere eigenen Energielevel wieder komplett aufgefüllt.
Soweit unsere Erfahrungen… bis jetzt J
Wenn Du noch Tipps für uns hast, bitte jederzeit gerne weitergeben!